Wir zeigen das Interview, das Günter Gaus in der Reihe »Zur Person« am 29. April 1964 mit Franz Josef Strauß (1915–1988) führte. Der gebürtige Münchner Strauß war bereits 1949 als Direktkandidat der CSU in den Ersten Deutschen Bundestag gewählt worden. Seither gehörte er bis 1978 ununterbrochen dem westdeutschen Parlament an. Seit 1952 war er stellvertretender CSU-Vorsitzender; im Jahr darauf holte ihn Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) erstmals in sein Kabinett. Den vorläufigen Höhepunkt seiner politischen Karriere erreichte Strauß, als ihn Adenauer 1956 als Nachfolger Theodor Blanks (1905–1972) zum zweiten Bundesverteidigungsminister berief. Er war in den folgenden Jahren maßgeblich verantwortlich für den Aufbau der 1955 begründeten Bundeswehr. In mehrere aufsehenerregende politische Skandale verstrickt, sah sich Strauß im November 1962 zum Rücktritt als Verteidigungsminister gezwungen. Kurz zuvor war er allerdings als Nachfolger des verstorbenen Hanns Seidel (1901–1961) CSU-Vorsitzender geworden und übernahm nach dem Ausscheiden aus dem Kabinett die Führung der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Seit jeher umstritten, politische Gegner (und manchmal auch Freunde) rhetorisch harsch angehend, war Strauß, als er im April 1964 mit Günter Gaus sprach, in einer Art Zwischenphase seines politischen Werdegangs. Bis zu seinem plötzlichen Tod im Oktober 1988 blieb er, seit 1978 als bayerischer Ministerpräsident, einer der einflussreichsten Akteure auf der politischen Bühne der Bundesrepublik Deutschland.
Wir zeigen Ihnen in unserer Veranstaltungsreihe ausgewählte Beispiele aus der Sendereihe »Zur Person« auf großer Leinwand. Zu Beginn wird jeweils eine knappe Einführung zu den beteiligten Personen und zur konkreten Gesprächssituation gegeben.
Günter Gaus war Journalist und später Diplomat – vor allem aber war er ein herausragender Fragesteller. Legendär ist seine Sendereihe »Zur Person«, in der er von 1963 bis 1966 aufschlussreiche Interviews mit wichtigen Persönlichkeiten der deutschen Zeitgeschichte im 20. Jahrhundert führte. Besonders bemerkenswert sind seine Gespräche mit zahlreichen Mitgliedern der Gründergeneration der Bundesrepublik Deutschland. Diese Interviews ermöglichten in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre eine Zwischenbilanz der Entwicklung Westdeutschlands knapp zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie spiegeln zudem die aktuelle Situation der Bundesrepublik während der Umbruchphase zwischen dem Ende der Ära Adenauer und der unmittelbaren Vorgeschichte der Bildung der ersten sozialliberalen Koalitionsregierung unter Bundeskanzler Willy Brandt wider.
VERANSTALTUNGSREIHE 75. Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland (1949–2024)